Riesenmaschine

03.11.2005 | 05:15 | Was fehlt

Die dritte Hand


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit Jahrzehnten schon erfindet die Menschheit eine dritte Hand nach der anderen. Es gibt mittlerweile dritte Hände zum Löten, zum Rückenkratzen, zum Pferdezügeln, zum Austrennen von Autoscheiben, als Mundspanner, zum Leimen oder Kleben, zum Justieren von Fahrradbremsen, Spannen von Gitarrensaiten (die Liste hört gar nicht mehr auf) und jetzt sogar, relativ neu, eine dritte Hand, die den zweiten Mann ersetzt. Man fragt sich, woher das kommt und wo das hinführt. Gibt es irgendwo auf der Welt eine zertifizierte Ausbildung zum Dritte-Hand-Erfinder? Hat die IHK eine neue Innovationsinitiative gestartet? Kann man überhaupt noch irgendetwas mit zwei Händen erledigen, zum Beispiel Papierrollen tragen oder eine Landkarte festhalten? Man muss ernsthaft darüber nachdenken, wie ein Leben ausgesehen hat, bevor es dritte Hände gab, hat man vielleicht den Mund zu Hilfe genommen oder die Füsse? Auffällig ist vor allem, dass alle dritten Hände überhaupt gar nicht so aussehen wie die zwei anderen, sondern meist auffällig kompliziert, unpraktisch, ja, wenn man es dann mal ausprobiert, eigentlich nicht bedienbar, also jedenfalls nicht mit zwei Händen (im Bild ein typisches Beispiel). Und hier, so muss man es wohl sehen, liegt das Grundproblem verborgen: Jede dritte Hand braucht eine zweite und/oder erste Hand, um einsatzfähig zu sein, was dazu führt, dass man am Ende nicht eine Hand gewinnt, sondern zwei verliert. Ein raffiniertes Konzept, das zur Entmündigung und Handlungsunfähigkeit grosser Teile der Bevölkerung führt – die erschreckenden Folgen: Arbeitslosigkeit, Ölkrise, Grosse Koalition. Man muss nichtmal Verschwörungstheoretiker sein, um zu verstehen, dass all diese Probleme in wenigen Minuten zu lösen wären, wenn endlich das Importverbot für dritte Arme aufgehoben wird.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


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